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Presseecho vom 04.02.2004

Tagebau wird zum Terrassenufer

Internationale Bauaustellung will bis zur Halbzeit 2005 weitere Attraktionen in der Lausitz schaffen


Von Tilo Berger

2005 ist Halbzeit bei der Internationalen Bauausstellung „Fürst-Pückler-Land“ (IBA) in der Lausitz. Doch schon jetzt nimmt die umgestaltete Landschaft im Braunkohlerevier zunehmend Gestalt an.

Zweifeln, abwinken, mitleidig lächeln – das waren die häufigsten Reaktionen auch in der Lausitz selbst, als Ende der 90er Jahre die ersten Ideen für eine Internationale Bauausstellung (IBA) „Fürst-Pückler-Land“ im Braunkohlerevier keimten. Viele konnten mit dem Begriff IBA nichts anfangen. Außerdem war zu dieser Zeit in der Lausitz gerade das „Karl-May-Land“ im Scheitern begriffen, was für zusätzliche Skepsis gegenüber neuen Vorhaben sorgte. Vier Jahre nach ihrem Start sorgt die Lausitzer IBA längst nicht mehr für Zweifel, Abwinken oder mitleidiges Lächeln.

Erste Ergebnisse der Bauausstellung sind für jedermann sicht- und erlebbar. Weltweit bekanntestes Beispiel ist die ehemalige Abraumförderbrücke F 60 des stillgelegten Tagebaus Klettwitz-Nord. Seit deren Eröffnung als Besucherbergwerk im Mai 2002 kamen mehr als 120 000 Neugierige von allen Erdteilen, um den rund 500 Meter langen und 11 000 Tonnen schweren Stahlkoloss zu besteigen.

2003 war ein Jahr der Eröffnungen


Anfang Oktober letzten Jahres weihte Bundespräsident Johannes Rau die F 60 zudem als Licht-Klang-Kunstwerk ein. Seitdem strahlt die Lichtschraffur der Brücke freitags, sonnabends und sonntags abends weit ins Lausitzer Land, und wer näher kommt, hört typische Geräusche des Bergbaus.

2003 war überhaupt ein Jahr der Premieren. Ende Mai empfing die archäologische Dauerausstellung zur 10 000-jährigen Kulturgeschichte der Niederlausitz in der originalgetreu aufgebauten Slawenburg Raddusch bei Vetschau die ersten von bislang rund 70 000 Besuchern. Am selben Tag rollten erstmals Fahrräder auf dem zweiten Abschnitt eines Rad- und Kutschweges, der in den nächsten Jahren auf 365 Kilometern alle Attraktionen der IBA miteinander verbinden soll. Das sind immerhin 24 Einzelprojekte zwischen der Neißestadt Bad Muskau im Osten und dem Industriedenkmal Kraftwerk Plessa bei Lauchhammer im Westen.

Das IBA-Kerngebiet befindet sich in Großräschen am Rande des 1999 stillgelegten Tagebaus Meuro, in dem bis 2017 der Ilse-See seinen geplanten Wasserstand erreichen wird. Direkt an der Tagebaukante war am 1. Oktober 2003 Richtfest für die IBA-Terrassen, das künftige Ausstellungs- und Besucherzentrum der Bauausstellung. Die Arbeiten an den 270 Meter langen Terrassen sind mittlerweile so weit vorangekommen, dass „Pücklers“ um Ostern dieses Jahres mit der Eröffnung rechnen. Dann werden rund 3,8 Millionen Euro verbaut sein. Der größte Teil davon kam aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, auch die Stadt Großräschen griff ins Säckel. Die erste Ausstellung soll „Zeitmaschine Lausitz“ heißen und sich zunächst der Alltags- und Sozialgeschichte der Region widmen. Später blickt die „Zeitmaschine“ dann mehr in Gegenwart und Zukunft der Lausitz.

„Ab Juni sollen die ersten Häuser auf Lausitzer Tagebauseen schwimmen“, kündigt IBA-Sprecher Paul Gronert an. Als Liegeplätze für die Wohnungen und Feriendomizile auf dem Wasser sind der Gräbendorfer See bei Cottbus und der Geierswalder See bei Hoyerswerda vorgesehen. Die Seen mit den ungewöhnlichen Häusern liegen an der Route von Fahrradtouren, die ab April stattfinden sollen. Auch geführte Wanderungen und Busfahrten wird es in diesem Jahr wieder geben.

Was im Frühjahr 2002 mit einer Wanderung durch den Tagebau Meuro begann, geriet inzwischen zu einem wahren Tourenprogramm durch das „Pückler-Land“. Fast 8 000 Neugierige pilgerten bisher allein über den Grund des künftigen Ilse-Sees und erlebten dort Wüste, Grassteppe und bizarre Sandformationen auf engstem Raum. Im Vorjahr charterte die IBA erstmals Busse, die auf Tagesfahrten nacheinander mehrere Attraktionen der Bauausstellung ansteuerten.

Noch stehen die genauen Termine nicht fest. Doch je näher der April rückt, desto mehr lohnt sich bereits ein Anruf beim IBA-Tourentelefon unter 035753/26 10 – denn Voranmeldungen sind nötig.

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Was es schon gibt und was 2004 dazukommt

Das Kraftwerk Plessa wird als technisches Denkmal erhalten; Teilbereiche können nach Anmeldung besichtigt werden.
Kontakt: IBA-Projektbetreuerin Brigitte Scholz, Tel. 035753/3 70 25

Die F 60 in Lichterfeld kann besichtigt werden: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 10 bis 18 Uhr, November bis Februar bis 16 Uhr.
Kontakt: Tel. 03531/6 16 98

Die Slawenburg Raddusch bei Vetschau ist geöffnet: April bis Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr, November bis März täglich von 10 bis 16 Uhr.
Kontakt: Tel. 035433/5 55 22

Zum IBA-Projekt Wüste/Oase Welzow läuft bis zum 1. Februar eine Ausstellung beim Deutschen Werkbund Sachsen, Karl-Liebknecht-Straße 56, 01109 Dresden. Geöffnet mittwochs und freitags 10 bis 15 Uhr, donnerstags 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 16 Uhr, montags und dienstags geschlossen.
Kontakt: Tel. 0351/8 80 20 07,

Immer sehenswert: Stadtumbau in Cottbus-Sachsendorf, das revitaliserte Dorf Pritzen am Greifenhainer See, Kulturlandschaft Fürstlich Drehna bei Luckau, Teile des Fürst-Pückler-Rad- und -Kutschweges bei Bad Muskau.

Höhepunkte 2004 auf einen Blick: 14. Februar – Valtentinstag, in der Slawenburg zahlen Paare nur die Hälfte des Eintritts; um Ostern – Eröffnung der IBA-Terrassen in Großrä schen; 1. Mai – Kraftwerksfest in Plessa; Juni – auf dem Gräbendorfer See wird das erste schwimmende Haus zu Wasser gelassen; Frühsommer – auf dem Geierswalder See schwimmt der Ponton für das erste Haus, das im Laufe des Sommers errichtet wird; 4. bis 12. September – Festival der IBA-Partnerregionen mit Gästen aus ganz Europa.


Quelle: Sächsische Zeitung

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letzte Änderungen: 13.3.2017 22:12