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Presseecho vom 30.04.2005

"Hier sind Ideen, hier ist Zukunft"

Größte Landschaftsbaustelle in Europa: Die "Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land" hat Halbzeit



von Dankwart Guratzsch

Cottbus - Wer auf den IBA-Terrassen in Großräschen steht, vergißt Raum und Zeit. Unendlich breitet sich neue Landschaft aus. Sie wirkt urtümlich wie am Tag der Schöpfung. Sie reicht bis hinter die Horizonte. Sie scheint auf die Ankunft des ersten Grashalms, des ersten Insekts zu warten. Das "Deutsche Architektenblatt" spricht von der "größten Landschaftsbaustelle Europas, wenn nicht gar weltweit".

Jetzt hat die IBA - mit vollem Namen "Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land 2000-2010" - Halbzeit. Die Wild-West-Landschaft vor den Toren Berlins, gemanagt von jungen Forschern, Architekten, Künstlern um den Cottbusser Professor Rolf Kuhn, präsentiert sich in Ausstellungen, Wettbewerben und Prominentenbesuchen. Bundespräsident Horst Köhler notierte mit unverhohlenem Staunen: "Hier sind Ideen, hier ist Zukunft".

Was bietet diese riesige Freiluftausstellung? Ein "gewaltiges Landschaftstransformationsprojekt bislang unbekannten Ausmaßes". Die konkreten Bauprojekte, "Events", Installationen sind kaum zu zählen. Die internationalen Verflechtungen mit Partnerregionen in Polen und Italien, mit Wissenschaftlern von Chile bis Rußland umspannen den Globus. Daß es sich um ein Bauprojekt der Superlative handelt, daß hier, mitten im Herzen Europas, Pioniergeschichte geschrieben wird, das beginnt sich allmählich herumzusprechen. Seit ihrer Eröffnung im Mai 2004 wurden die IBA-Terrassen, die wohl seltsamste Zivilisationskante der Welt, von 20 000 Besuchern besichtigt. Und die Zahl der Anfragen und der Nutzer des Internet-Portals (www.iba-see.de) schwillt unablässig an.

Bald wird sich in dem Landschaftsraum bei Cottbus die größte Seenkette Deutschlands erstrecken, mit unabsehbaren Perspektiven für Tourismus und (Neu-) Besiedelung. Schon jetzt erweisen sich die Attraktionen dieser künstlich angelegten Natur als Magneten: die neu errichtete Slawenburg Raddusch, der jungfräuliche Weinberg in Fürstlich-Drehna, der dinosaurierhafte Tagebaubagger, der mit 500 Metern Länge und 11 000 Tonnen Gewicht als weltweit größte bewegliche technische Anlage gilt. Mit der soeben eröffneten IBA-Werkschau in Großräschen (bis 30. Oktober) öffnet sich das Fenster in die Zukunft des von der EU intensiv beäugten und nachhaltig geförderten Projekts, das mit seinen samstäglichen "Terrassen-Abenden" und Talk, Musik, Kino und Theater schon jetzt eine ganze Region aufmöbelt und aus dem Tiefschlaf postindustrieller Erschlaffung weckt.

Investieren, Entwickeln, Bauen - auf diese Projektionsfelder wird sich die Tätigkeit des IBA-Managments immer mehr verlagern. Dabei kommt den neuen "Landmarken" zentrale Bedeutung zu. Soeben hat der Münchner Stefan Giers den 1. Preis in der Konkurrenz um die "Landmarke Lausitzer Seenland" errungen und mit einem 30 Meter hohen Aussichtsturm "die weite Sicht in die Weite der Landschaft" (Juryurteil) gefeiert. Die Biotürme von Lauchhammer, Relikte einer Großkokerei, wandeln sich zum Veranstaltungsort, für den Cottbusser Ostsee tüfteln Studenten an einer Seebühne. Die Lausitz als zivilisatorisches "Neuland", das ist das Thema. In Geierswalde sollen die ersten von 32 schwimmenden Häusern entstehen. Parallel wird das verträumte Wasserschloß Drehna zum Hotel der gehobenen Klasse umgebaut. Und auch die Naturschützer haben schon festgemacht: Als unmittelbarer Nachbar moderiert die Heinz-Sielmann-Stiftung auf dem von ihr angekauften Areal von 30 Quadratkilometern Bergbaufolgeland die Entstehung und Entfaltung einer neuen "Natur". Wo der Braunkohlebagger das Dorf Wanninchen verschlang, sollen sich Wiedehopf und Sandstrohblume niederlassen - Vorboten und Begleiter einer neuen Zivilisation, die sich ein Niemandsland zurückerobert.

Den Original-Artikel finden Sie hier.

Quelle: Die Welt

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letzte Änderungen: 13.3.2017 22:12