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Pressemitteilung vom 3. Mai 2010

24 Stunden schlägt
„Das Herz von Guben und Gubin“

Ruine der Hauptkirche Gubin wird vom 8. bis 9. Mai 2010 im Rahmen des IBA-Kunstprojekts „Paradies 2“ zu einem besonderen Begegnungsort - 65 Jahre nach Kriegsende findet erstes öffentliches Konzert statt - Deutsch-polnisches Orgelkonzert ist Startschuss für die Kirchensanierung


Der thematische Fokus der Internationalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land liegt auf dem durch den Bergbau hervorgerufenen Landschafts- und Strukturwandel im Lausitzer Kohlerevier, aber auch auf stadtplanerischen und grenzüberschreitenden Projekten. Die Hauptkirche in der deutsch-polnischen Grenzstadt Guben/Gubin ist eines von 30 Projekten, die die IBA im Rahmen ihrer Laufzeit (2000 bis 2010) begleitet hat. Dabei geht es um die Sicherung und Sanierung der Ruine und darum, sie wieder mit Leben zu erfüllen. Im Kunstprojekt „Paradies 2“ zum IBA-Abschlussjahr ist die Kirche, von der nur noch die Außenmauern des Kirchenschiffs und der beschädigte Glockenturm stehen, Dreh- und Angelpunkt für die dritte künstlerische Inszenierung des Schweizer Künstlers Jürg Montalta.

Am 8. Mai 2010, genau 65 Jahre nach Kriegsende, öffnet die Kirche erstmalig ihre Pforten für ein Orgelkonzert der besonderen Art: 24 Stunden lang werden vier polnische und vier deutsche Organisten gemeinsam musizieren. Andreas Scotty Böttcher, Luise Melzer, Marianne von Einsiedel Vardon und Prof. Martin Strohhäcker aus Deutschland sowie Krzysztof Szemiot, Monika Zaniewska-Domanska, Stanislaw Domanski und Anna Kasprzyk aus Polen haben musikalische Kompositionen ausgewählt, Stücke selbst komponiert und werden improvisieren. Die Basis sind Erzählungen aus sogenannten „Hörkreisen“, die Jürg Montalta seit 2008 als Oral-History-Projekt mit den Gubinern und Gubenern in der Kirchenruine durchgeführt hat. 15-mal begegneten sich darin Deutsche und Polen und erzählten aus ihrem Leben und von ihrem Bezug zu dieser Kirche.

Eröffnet wird das Orgelkonzert um 16 Uhr mit Beiträgen des Stadtchores Guben e. V. und des Gubiner Chores Gloria Domine, auch die Teilnehmer der Hörkreise werden von ihren Erlebnissen berichten. Die ganze Nacht hindurch und bis zum Sonntagnachmittag erklingt Musik und lockt die Besucher an den Ort, der so lange unzugänglich gewesen ist. „Mit Sicherheit wird das ein berührendes Erlebnis für jeden, der sich auf den Weg macht. Dieser Ort, der bisher für Trennung stand, wird ein Ort der Zusammenführung“, sagt IBA-Geschäftsführer Prof. Rolf Kuhn.

Unmittelbar im Anschluss an das Konzert beginnen die Sanierungsarbeiten an der Kirche. Der letzte Orgelton am Sonntag um 16 Uhr mündet symbolisch in den ersten Hammerschlag.

Jürg Montalta: „Mit diesem Kunstprojekt soll ein starkes Zeichen für Toleranz und Völkerverständigung gesetzt werden. Es soll zum Ausdruck gebracht werden, dass Zukunft Vergangenheit braucht und nur durch Ideen, Mut und gemeinsames Handeln erfolgreich gestaltet werden kann.“

„Paradies 2“-Inszenierung „Das Herz von Guben und Gubin“
8. bis 9. Mai 2010, 16.00 bis 16.00 Uhr
Stadt- und Hauptkirche Guben/Gubin, PL-66620 Gubin
Der Eintritt ist frei, die Anzahl der Plätze in der Kirche ist jedoch begrenzt.

Download vollständiges Programm

Weitere Informationen:
www.stadtkirchegubin.de I www.fara.gubin.com.pl

Download Pressefoto 01 - Foto Steffen Rasche (1.9 MB)

Download Pressefoto 02 - Foto Steffen Rasche (1.4 MB)

Hintergrund
Die im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnte Kirche war immer das Zentrum der seit dem Zweiten Weltkrieg geteilten Stadt. Auf beiden Seiten der Neiße ist man sich ihrer bis heute andauernden identitätsstiftenden Bedeutung bewusst und sucht nach einem gemeinsamen Umgang mit der Ruine. Seit 2005 arbeiten engagierte Menschen in einer polnischen Stiftung und einem deutschen Förder-verein sowie in den Stadtverwaltungen mit der IBA an ihrem Wiederaufbau. In den nächsten Jahren soll in der Kirche ein deutsch-polnisches und europäisches Zentrum für Kultur und Kommunikation entstehen. Erste Erfolge sind ein Nutzungskonzept und die Bewilligung eines Fördermittelantrags in Höhe von 1,4 Millionen Euro aus dem Programm INTERREG IVa. Die Gelder sollen u. a. zur Restaurierung des Kirchturms, zur Sicherung des Kirchenschiffs sowie zur Durchführung eines Architekturwettbewerbs und einer Ausstellung verwendet werden.

„Die Sanierungsarbeiten sollen langfristig im Rahmen einer ‚Bauhütte’ begleitet werden“, so Rolf Kuhn. In den nächsten Tagen wird dazu eine Kooperationsvereinbarung zwischen den Universitäten Zielona Góra und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus geschlossen. Basierend auf dem bestehenden Handlungs- und Entwicklungskonzept, soll sie mit einem Expertenrat als Forschungsplattform die Gebäudesicherung und das Bauvorhaben fachlich begleiten und in ein internationales Netzwerk der Bereiche Denkmalschutz, Architektur, Stadtplanung, Regionalentwicklung und Baukonstruktion einbinden.


letzte Änderungen: 26.1.2017 13:13