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Pressemitteilung vom 15.09.2008

Premiere für deutsch-polnische „Hörkreise“ in Gubiner Kirchenruine

Schweizer Künstler veranstaltet am 17. September im Rahmen des IBA-Projekts „Paradies 2“ ersten Hörkreis mit Deutschen und Polen


Guben/Gubin. Die beeindruckende Ruine der ehemaligen Stadt- und Hauptkirche im heutigen Gubin wird zum Schauplatz des Kunstprojekts „Paradies 2“ der Internationalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land, die den Wiederaufbau der Kirche und die Erarbeitung eines Nachnutzungskonzeptes unterstützt. Der Schweizer Regisseur Jürg Montalta wurde beauftragt, das IBA-Abschlussjahr 2010 künstlerisch zu leiten, wobei die Vorbereitungen für das Projekt in der Grenzstadt Guben/Gubin bereits anlaufen. Am 17. September 2008 findet um 16 Uhr der Auftakt zum ersten „Hörkreis“ zwischen Polen und Deutschen in der Ruine der Stadt- und Hauptkirche statt. Darüber hinaus ist ein kleines Orgelkonzert geplant.


Bereits zum zweiten Mal hat es den 53-jährigen Künstler Jürg Montalta in die brandenburgische Provinz verschlagen. Im IBA-Halbzeitjahr 2005 war es sein Theaterprojekt „Alles verloren – alles gewonnen“, das er gemeinsam mit ehemaligen Bückgenern ausgearbeitet und aufgeführt hat – das waren Menschen, die ihre Heimat durch den Bergbau verloren haben und „ein Projekt, das unter die Haut ging“. Jetzt stellt sich Jürg Montalta der Herausforderung im Rahmen des Kunstprojekts „Die Türmer von Gubin – Ich sehe Dich, siehst Du mich?“ regelmäßig so genannte „Hörkreise“ mit Deutschen und Polen durchzuführen. Als diese Idee im Juni erstmals vorgestellt wurde, waren bereits etwa 30 interessierte Gubener und Gubiner vor Ort. „Nun bin ich gespannt auf die Auftaktveranstaltung zum Hörkreis und die Reaktionen“, sagt Jürg Montalta, der sich das Ziel gesetzt hat, Polen und Deutsche zum Erzählen und Zuhören zu bringen, damit sie mehr von einander erfahren und unterschwellige Konflikte gelöst werden. Wichtig sei ihm, dass niemand unterbrochen oder korrigiert werde. „Es geht um das Hineinversetzen, Verstehen und Annähern“, betont er. „Deshalb habe ich mich auch für die Kirchenruine als Veranstaltungsort entschieden. Die Atmosphäre in ihrem Innern ist dem Geschichtenerzählen förderlich. Die Themen setzen die Menschen.“ Die Hörkreise sollen eine besondere Symbolkraft auf das Projekt „Wiederaufbau der ehemaligen Gubener Stadt- und Hauptkirche im heutigen Gubin"“ zu einem deutsch-polnischen und auch europäischen Begegnungszentrum ausstrahlen sowie ein weiteres wichtiges Zeichen für Toleranz und Völkerverständigung setzen.

Hintergrund: Wiederaufbau der Kirchenruine
Die Stadt- und Hauptkirche wurde im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Bevor sie im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, war sie auf das Engste mit dem städtischen Leben in Guben verknüpft. Mit ihrem 60 Meter hohen Turm und einer Außenlänge von etwa 70 Metern zählt sie zu den größten Kirchen in der Niederlausitz. Aus Anlass des 60. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurden im Jahr 2005 die polnische Stiftung und der deutsche Förderverein zum Wiederaufbau der Stadt- und Hauptkirche in Gubin gegründet. Hand in Hand arbeiten viele engagierte Menschen aus beiden Städten an ihrem Wiederaufbau. Erst kürzlich haben sich auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und sein polnischer Amtskollege Radoslaw Sikorski dafür ausgesprochen, die Schirmherrschaft für das Projekt zu übernehmen.

Zur Person Jürg Montalta:
Der ausgebildete Schauspieler und Theaterregisseur, Jahrgang 1955, hat eine umfassende pädagogische Erfahrung auf den Gebieten experimentelles Lernen, Bewegungstherapie und Konfliktlösung. Seine Ausbildung absolvierte er an den Schweizer Schulen Scuola Teatro Dimitri und Totales Theater sowie an der New Yorker Schule The Art of Moving. In den 1980`er Jahren war er als Theaterpädagoge und Bewegungstherapeut in den USA tätig. Zudem wurde der gebürtige Baseler Mitbegründer des RISE-Institute für experimentelles Lernen bei schwer erziehbaren Jugendlichen. 1993-2000 lehrte Jürg Montalta an der Berliner Schule für Bühnenkunst Tanz, Bewegung und Akrobatik. Darüber hinaus wirkte er im Pilotprojekt KIDS - Kreativität in der Schule mit. Seit 1995 arbeitet Herr Montalta als Dozent und Trainer mit Mitarbeitern und Führungskräften aus Unternehmen. Sein Ansatz: Kunst löst. Künstlerische Gestaltungsprozesse sind auf viele Bereiche übertragbar und eröffnen neue Möglichkeiten der Problemlösung. In den Jahren 2003-2006 führte er Regie in dem Theaterprojekt „Alles verloren - alles gewonnen“. Gemeinsam mit ehemaligen Bewohnern aus Bückgen, die ihre Heimat durch den Tagebau Meuro verloren hatten, inszenierte er ein Theaterstück, das die Geschichte von Bückgen und seiner Menschen auf dem Grund des neu entstehenden Ilse-Sees für die Gäste sichtbar und erfahrbar machte.

Stichwort: „Paradies 2“
Für das Abschlussjahr der Internationalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land im Jahr 2010 ist der Künstler mit der Inszenierung des Kunstprojekts „Paradies 2 – Wie der Mensch seine Lebensenergie verwendet“ beauftragt. Geplant sind insgesamt sieben Kunstaktionen an verschiedenen IBA-Projektstandorten mit theatralischen Inszenierungen, Erfahrungsfeldern, sozialen Pilotversuchen, Führungen, Entführungen, Konzerten, Choreografien sowie eindrucksvollen Hör- und Filmportraits. Die Ausarbeitung der Einzelprojekte erfolgt in Zusammenarbeit mit Künstlern und der Bevölkerung. Menschen und die IBA-Projekte werden im Mittelpunkt der Inszenierungen stehen. Indem die Bürger und IBA-Partner von Anfang an in den Entstehungs- und Probenprozess miteinbezogen werden, soll eine besondere Qualität der künstlerischen Darbietungen erreicht werden.

Medienpartner sind zur „Hörkreispremiere“ willkommen und melden ihr Kommen bitte vorab bei Janine Mahler unter Telefon 035753-370283 oder per Email mahler@iba-see.de an.

Bildmaterial von der Kirchenruine und dem Künstler Jürg Montalta kann in der IBA-Pressestelle angefordert werden.

Weitere Informationen zum Projekt „Paradies 2“ erteilt Kerstin Gogolek unter Telefon (035753) - 370 292, Email kontakt@paradies2.com.

Kontakt zum Förderverein
Wiederaufbau der Stadt- und Hauptkirche in Gubin über: www.stadtkirchegubin.de

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letzte Änderungen: 26.1.2017 13:13