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Projekt 23: Wasserreich Spree

Geheimnisvolles Fließlabyrinth

Im Spreewald soll ein neues Informations- und Besucherzentrum mit überregionaler Ausstrahlung entstehen. Unter dem Titel »Wasserreich Spree« werden anhand der Themen Naturraum, Wasserhaushalt und Klimawandel die gegenseitigen Abhängigkeiten entlang der Spree aufgezeigt. Das Besucherzentrum soll zur konzeptionellen und touristischen Vernetzung des Spreewalds mit dem neuen Lausitzer Seenland, dem Dahme-Seengebiet sowie der Bundeshauptstadt Berlin beitragen.

AUSGANGSSITUATION

Etwa auf halber Strecke ihres fast 400 Kilometer langen Verlaufs von der Quelle nahe der deutsch-tschechischen Grenze bis zur Mündung in die Havel bildet die Spree ein Binnendelta: den Spreewald mit seinem dichten Netz aus 300 Fließen, die ein 1400 Kilometer umfassendes Wasserwegenetz bilden. Der Spreewald zählt mit seiner reichen Pflanzen- und Tierwelt zu den schönsten und einzigartigsten Flusslandschaften Europas. Hier haben viele bedrohte Arten wie Fischotter, Biber, Fledermaus, Schwarzstorch, Kranich und Seeadler ihren Lebensraum. Alle Arten und Lebensgemeinschaften des Spreewaldes sind auf die charakteristischen Feuchtbiotope der Flussaue angewiesen. 1991 wurde die Landschaft als Biosphärenreservat durch die UNESCO anerkannt.

Was wie ein Sinnbild für urwüchsige Natur wirkt, ist allerdings eine traditionsreiche, vom Menschen geformte Kulturlandschaft mit spezifischen Bewirtschaftungsformen und veränderlichem Wasserpegel. Durch die Braunkohleförderung in der Lausitz wurde zwischen 1960 und 1990 der Wasserhaushalt im gesamten Einzugsgebiet der Spree massiv beeinflusst. Das aus den Tagebauen abgepumpte Grundwasser wurde in die Spree und ihre Zuflüsse geleitet. So führte die Spree teilweise mehr als das Zehnfache ihrer natürlichen Wassermenge. Dadurch vertiefte sich das Gewässernetz und es entstanden weitere Fließe. Mit dem Ende der meisten Tagebaubetriebe und dem Abstellen der Pumpen fiel der bisherige zusätzliche Spreezufluss weg. Stattdessen wird für die Flutung der Braunkohlegruben nun umgekehrt Wasser aus der Spree entnommen.
Das verringerte Wasserangebot gefährdet das schützenswerte Ökosystem und die landwirtschaftliche Nutzung des Spreewalds. Niedermoore und nasse Erlenwälder drohen vor allem in den Sommermonaten trocken zu fallen und sich in ihrer Artenzusammensetzung zu verändern. Ebenso wäre die touristische Attraktivität des Spreewalds beeinträchtigt.

PROJEKTVERLAUF

Das »Wasserreich Spree« wurde 2006 zu einem IBA-Projekt und sieht ein modernes Besucher- und Ausstellungszentrum auf der Lübbener Schlossinsel vor. Als modernes Science Center orientiert es sich mit hochwertiger Ausstattung, zahlreichen Exponaten und interaktiven Elementen am Erlebnisinteresse der Besucher und soll zeitgemäß Wissen vermitteln. Ziel ist es, Tourismus und nachhaltige Entwicklung zu verknüpfen. Konzeptionell sollen die bereits bestehenden, dezentralen Informationszentren in Burg, Lübbenau und Schlepzig im Spreewald um eine Attraktion von internationalem Rang ergänzt werden. Das Zentrum schafft als neues Eingangstor zum Spreewald eine der touristischen Bedeutung der Region adäquate Anlaufstelle und bietet gleichzeitig einen zusätzlichen Anreiz für neue Besuchergruppen.
Das Kommunikationskonzept setzt auf moderne Medien, sinnliches Erfahren, Experimentier- und Exkursionsangebote auf ca. 2300 Quadratmetern Fläche. Mit der Schwerpunktsetzung auf die Themen »Wasserhaushalt und Klimawandel« sowie »UNESCO-Biosphärenreservate als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung«, die konkret am Flusslauf der Spree von der Quelle bis zur Mündung aufgezeigt werden, ist das Konzept einzigartig für ein deutsches Großschutzgebiet.

2008 führte die IBA mit ihren Projektpartnern für die Entwurfsplanung einen Wettbewerb für ein Ausstellungs- und Betreiberkonzept durch. Das wirtschaftlich und naturwissenschaftlich-didaktisch überzeugendste Konzept lieferte hierfür die Leisureworkgroup aus Hamburg.

AUSBLICK

Bis 2013 soll das »Wasserreich Spree« realisiert werden. Die wichtigste Aufgabe auf dem Weg zu diesem Ziel ist die Sicherstellung der Finanzierung und eine detaillierte Ausarbeitung des Betreibermodells. Auf Basis des derzeitigen Ausstellungs- und Betreiberkonzepts wird nach geeigneten Umsetzungsstrategien gesucht und ein Architekturwettbewerb vorbereitet.

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letzte Änderungen: 26.1.2017 13:13