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Projekt 4: Erlebnis-Kraftwerk Plessa

Kraftwerk im Wandel

In der flachen Landschaft der Niederlausitz geben die zwei über 100 Meter hohen Schornsteine des Kraftwerks Plessa schon von weitem Orientierung. Außerdem gilt die imposante, gut 80 Jahre alte Anlage als das älteste Braunkohlekraftwerk Europas, das in seiner ursprünglichen Bausubstanz erhalten geblieben ist. Inzwischen steht diese »Kathedrale der Arbeit« als Erlebnis-Kraftwerk Besuchern offen und soll schrittweise um künstlerische, gastronomische und gewerbliche Nutzungen ergänzt werden. Heute setzt das alte Kraftwerk ganz neue Energien frei.

AUSGANGSSITUATION

Vor der Entdeckung reicher Braunkohlevorräte war die Gemeinde Plessa ein 400-Seelen-Dorf von Bauern und Fischern. Mitte des 19. Jahrhunderts begann bei Plessa der Abbau der Braunkohle und 1924 setzte man in der Grube »Agnes« die erste fahrbare Abraumförderbrücke der Welt ein. Mit der Ausweitung des Tagebaus und des damals neuartigen Abbauverfahrens mit Förderbrücken begann 1926 der Bau des Kraftwerks Plessa durch die Siemens-Schuckert-Werke. Die Aufbruchstimmung der damaligen Zeit spiegelt sich in der an das »Neue Bauen« angelehnten Architektur und der exklusiven Ausstattung vieler Gebäudeteile wider. So ist der Eingang zum Verwaltungstrakt mit roten Terrakotta-Fliesen ausgelegt und selbst die Instrumententafeln und Schaltpulte des Leitstands sind ganz edel in Naturstein gefasst.

Bis 1942 wurde das Kraftwerk in drei Bauabschnitten bis auf seine heutige Größe erweitert und war außer einer kurzen kriegsbedingten Unterbrechung bis 1992 im Dauerbetrieb. Erst dann wurde das 54-Megawatt-Kraftwerk stillgelegt. Nach der Wiedervereinigung schlug der Versuch der Gemeinde fehl, das Kraftwerk als Heizkraftwerk weiter zu betreiben. Da es zu diesem Zeitpunkt keine Möglichkeit zur sinnvollen Weiternutzung zu geben schien, wurde bereits der Totalabriss diskutiert, obwohl das Kraftwerk bereits seit 1985 unter Denkmalschutz stand.

PROJEKTVERLAUF

Mit der Aufnahme in die Projektliste der IBA-Vorbereitungsgesellschaft 1998 und der Gründung des Fördervereins Kraftwerk Plessa e.V. gelang es, den Abriss zu verhindern. Im Jahr 2001 wurde vom Förderverein und der Gemeinde Plessa die Industrie-Denkmal- & Industrie-Museum Kraftwerk Plessa gGmbH gegründet, die seither Eigentümerin des Kraftwerks ist.

Gemeinsam mit diesen Partnern entwickelte die IBA ein Konzept für die Zukunft des Kraftwerks: Wenigstens ein Drittel der historischen Bausubstanz sollte im Inneren und Äußeren originalgetreu erhalten bleiben und so authentisch vermitteln, wie aus Braunkohle elektrische Energie wurde. Die weiteren Gebäudeteile werden seither saniert und im Inneren für neue gewerbliche Nutzungen hergerichtet. Entstehen soll ein lebendiger Branchenmix, der mit Schauproduktionen und Gastronomie die Besucher zum Verweilen einlädt. Bis 2007 konnte mit der Sanierung der Schornsteine und des »Weges der Kohle« ein erster Meilenstein erreicht werden. Möglich wurde dies durch Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und mit Geldern für die Braunkohlesanierung kofinanziert. Auf geführten Rundgängen können die Besucher nun das Kraftwerk erleben. In der ehemaligen Turbinenhalle finden unterschiedlichste Veranstaltungen statt – vom klassischen Konzert bis zur Techno-Nacht. Und jedes Jahr am 1. Mai wird zum »Tag der Arbeit« das traditionelle Kraftwerksfest gefeiert.

Um die technischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge des Braunkohleabbaus, der Verstromung, Koks- und Brikettherstellung und der Schwerindustrie im Lausitzer Revier sichtbar zu machen, schloss sich das Erlebnis-Kraftwerk Plessa 2007 auf Anregung der IBA mit anderen Industriedenkmalen wie dem Besucherbergwerk F60, den Biotürmen in Lauchhammer oder der Brikettfabrik Louisein Domsdorf zu einem Netzwerk zusammen, das seither als IBA-Projekt »ENERGIE-Route Lausitzer Industriekultur« gemeinsam vermarktet wird.

AUSBLICK

Durch den weiteren Ausbau der Nachnutzungen soll aus dem Industriedenkmal ein Symbol für den Strukturwandel werden. Die Planungen für die nächsten Jahre sehen vor, Gebäudeteile so umzubauen, dass erste gewerbliche Nutzer – darunter eine Obstbrennerei und regionaltypische, handwerkliche Manufakturbetriebe – Einzug halten können. Auch die Sanierung der weiteren Gebäudeteile und der Außenanlagen soll in Angriff genommen werden. Schrittweise wird zudem das touristische Angebot ausgebaut. Im Kraftwerk selbst ist Gastronomie vorgesehen und in der Vermarktung nach außen bietet das bestehende Netzwerk der »ENERGIE-Route Lausitzer Industriekultur« als Bestandteil der »Europäischen Route der Industriekultur (ERIH)« Anknüpfungspunkte für Kulturtourismus im größeren Maßstab.

Öffnungszeiten

Täglich geöffnet 10 bis 17 Uhr
Führungen: Mai bis Oktober 10 bis 16 Uhr, November bis April 10 bis 15 Uhr
Letzter Einlass 1 Stunde vor Ende der Öffnungszeiten

Preise

Erwachsene: 4 Euro
Kinder bis 14 Jahre: 1,50 Euro
Familienticket: 6 Euro

Kontakt

Telefon: +49 (0)3533 - 60 72 0
Fax: +49 (0)3533 - 60 72 72
E-Mail: besucherdienst@kraftwerkplessa.de oder ggmbh@kraftwerkplessa.de
www.kraftwerkplessa.de

Flyer zum Download: Erlebnis-Kraftwerk Plessa (3.0 MB)

Unsere Partner

Industrie-Denkmal & Industrie-Museum Kraftwerk Plessa gGmbH
Amt Plessa

Anfahrt

Mit dem Auto zum Kraftwerk Plessa oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

VBB fahrinfo - Link (mit Vorbelegung)
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letzte Änderungen: 26.1.2017 13:13