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Projekt 27: Schwimmende Häuser Gräbendorfer See

Auf Tauchstation im Tagebau

Weil der Gräbendorfer See als erster der neu entstehenden Seen im Lausitzer Seenland seinen endgültigen Wasserstand erreicht hatte, ging die Entwicklung hier besonders schnell: Was bei Laasow mit einer schwimmenden Tauchschule begann, entwickelt sich heute zu einem neuen Markenzeichen für das Lausitzer Seenland. Immer mehr Seen werden durch einzelne Gebäude oder ganze Siedlungen auf dem Wasser aufgewertet. Auch am Gräbendorfer See geht die Entwicklung weiter.

AUSGANGSSITUATION

Nur gut zehn Jahre lang wurde im Tagebau Gräbendorf Braunkohle gefördert, bevor er 1992 stillgelegt wurde. Erst kurz zuvor war der kleine Ort Gräbendorf abgerissen worden, da zunächst geplant war, die Braunkohle unter dem Dorf abzubauen. Findlinge markieren heute den Standort der früheren Häuser, ausrangierte Bergbaugeräte und ein alter Lastenkahn wurden vom Berliner Aktionskünstler Ben Wagin zu großen Installationen arrangiert und erinnern an das verschwundene Gräbendorf.
Auch der See, der den Namen des Ortes trägt, erinnert heute an das frühere Dorf. Weil der Tagebau nur so kurz in Betrieb war, blieb eine relativ kleine Grube zurück, deren Sanierung und Flutung entsprechend schnell ging. Mit gut 450 Hektar Wasserfläche ist der Gräbendorfer See ein vergleichsweise kleiner See.

PROJEKTVERLAUF

Von Beginn an verfolgte die IBA die Idee, im Lausitzer Seenland schwimmende Häuser zu präsentieren und richtete dazu schon in den ersten Jahren Workshops, Ausstellungen und zwei Exkursionen in den Niederlanden aus, um in der Region Begeisterung für die Vision zu wecken und Mitstreiter zu finden. Bereits 2003 konnten in der Ausstellung »see-Haus« jene Projekte präsentiert werden, die später in abgewandelter Form am Gräbendorfer und am Geierswalder See realisiert wurden.

In den Folgejahren zeigte sich, dass die geotechnische, vor allem aber die genehmigungsrechtliche Seite solcher Vorhaben eine Herausforderung für alle Beteiligten ist. Hier betraten alle Beteiligten Neuland. Selbst die grundsätzliche Frage, ob das Bau- oder Wasserrecht Anwendung findet, musste zunächst geklärt werden. Um die grundsätzliche Machbarkeit zu demonstrieren, plante die IBA deshalb gemeinsam mit der Stadt Vetschau zunächst ein Musterhaus auf dem Gräbendorfer See beim zu Vetschau gehörenden Ort Laasow. Der Standort schien besonders geeignet, da die Flutung des Sees bis 2007 vollendet sein sollte und der Wasserpegel in den letzten Jahren davor nur noch wenig ansteigen würde. Außerdem hatte der See hier bereits Badewasserqualität und war auch schon durch einen stark frequentierten neuen Uferweg für Radfahrer und Inlineskater erschlossen.

Die Planungen stießen daher bei privaten und gewerblichen Investoren auf so reges Interesse, dass sich die Gelegenheit bot, das erste schwimmende Haus an diesem Standort mit der idealen gewerblichen Nutzung zu verbinden: einer Tauchschule. Ein Cottbuser Geschäftsmann und früherer Berufstaucher stieg als Investor in das Projekt ein. 2005 konnte es schließlich mit dem Bau der Außenanlagen losgehen: Parkplatz, Strandbar, Slipanlage für Boote und ein 63 Meter langer Steg ins Wasser.

Die Tauchschule schwimmt auf 3 Betonpontons (4,5 m x 14 m) und ist in Holzbauweise realisiert worden. Der Entwurf stammt von der Firma Kuhn und Uhlich GmbH, Planungsbüro und Bauträger und stellt 125 m² zur Verfügung. Ein Versorgungstrakt nimmt Haustechnik, Nasszellen und Küche auf. Ein durch großzügige Glasflächen offen gestalteter Geschäftsbereich bietet Fläche für Unterricht und Verkauf. Im Obergeschoss befinden sich Büroflächen und Lagerräume. Als Energiequelle für den Hausbrand und heißes Wasser wird ein Holzpeletsofen im Erdgeschoß genutzt. Die Leitungen für Frischwasser, elektrische Energie und Abwasser werden über den Steg zur Landseite geführt, wo das Abwasser in eine Sammelgrube eingeleitet wird.
Im Sommer 2006 nahm die schwimmende Tauchschule den Betrieb auf – und bildet seither zusammen mit der Strandbar ein beliebtes Ausflugsziel für Seenlandbesucher und Einheimische.

AUSBLICK

Das Interesse an schwimmenden Häusern und einer stärkeren Nutzung des Sees für Freizeit und Wohnzwecke ist groß. 2008 legte die IBA einen Masterplan vor, der verschiedene touristische Nutzungen vorsieht, aber auch Wohnhäuser am und auf dem Wasser. Auf Basis dieses Masterplans brachte die Stadt Vetschau 2009 einen Bebauungsplan auf den Weg, der auch die weitere infrastrukturelle Entwicklung des Sees regelt. Ebenso gibt es für andere Uferstellen des Gräbendorfer Sees zum Teil konkrete Planungen oder Nachfrager. Am südlichen Ufer etwa besteht Interesse von Angel- und Segelsportlern an der Errichtung eines Vereinsheims.

Masterplan: Erläuterung Bebauungsplan (206.8 KB)

Masterplan: Bebauung (4.7 MB)

Partner

Tauch-und Freizeitcenter Gräbendorfer See
Wirtschaftsministerium Brandenburg
Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung Brandenburg
InvestitionsBank des Landes Brandenburg
Sparkasse Oberspreewald/Lausitz
IKEA-Stiftung
Landkreis Oberspreewald-Lausitz
Stadt Vetschau
Ortsteil Laasow
Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV)
Kuhn- und Uhlich GmbH, Planungsbüro und Bauträger

Anfahrt

Mit dem Auto zu den Schwimmenden Häusern Gräbendorfer See oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

VBB fahrinfo - Link (mit Vorbelegung)
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letzte Änderungen: 26.1.2017 13:13